Samstag, 24. Oktober 2009

Wirrwar der Werte

Ich bin überzeugt, dass Richter Richard Goldstone ein anständiger und ehrenwerter Mann ist, der für alle nur das Beste will. Nur ist er auch naiv und lässt sich in seiner Leichtgläubigkeit leicht über den Tisch ziehen. Deshalb weigere ich mich, ihn Antisemit, Nazi, Israelhasser, jüdischer Verräter oder ähnliches zu nennen, denn er verdient das nicht. Ähnliches habe ich in den vergangenen Tagen im Tagebuch und in anderen Briefen und Stellungsnahmen verschiedentlich geschrieben und will nicht weiter darauf eingehen. Goldstone wurde, so denke ich, das Opfer seiner Anständigkeit. Der einzige Fehler den er beging, war den Auftrag einen Bericht über sogenannte israelische und hamassche Menschenrechtsvergehen und Kriegsverbrechen anzunehmen. Alles andere ergab sich dann von selbst und hatte nur noch formell etwas mit ihm zu tun. Die Automatismen des UNO-Menschrechtsrates nahmen ihren Lauf. Inzwischen hat er gemerkt, dass er gutgläubig in eine Falle geraten ist und nicht herausfindet. Nur kann er das Resultat seines Berichtes an dieses Gremium nicht ungeschehen machen, wo durch die Maschinationen dieser durch und durch korrupten Organisation, der Terrorismus einen Freibrief gegen Israel erhalten hat. Nicht terroristische Angriffe gegen das Land, sondern dessen Recht, sich zu verteidigen sind in Frage gestellt worden.

Was hingegen ganz allgemein im Zusammenhang mit Israel weltweit über die Bühne geht, macht mich rasend. Wie kommt es, dass ganz besonders die aktivsten Mitglieder der Menschrechtsgremien, die gerade das Gegenteil dessen tun, zu dem berufen zu sein sie sich ausgeben, ihr groteskes Tun ungestört ausüben können? Während Israel eigentlich nur ungestört als Staat der Juden (nicht jüdischer Staat) mit einer wertvollen Minderheit nichtjüdischer Bürger leben möchte, gutnachbarliche Beziehungen zu seinen Nachbarländern und der gesamten Region pflegen, seine gut gehende Wirtschaft weiter ausbauen, seine Wissenschaft und deren Universität für sich und die Welt grosses erbringen lassen und ihren Nachbarn ein Beispiel als sozial und wirtschaftlich fortschrittliches Modell sein möchte, wird es in gut antisemitischer Manier geplagt und angegriffen, seine Menschen ermordet und der Staat angeschwärzt. Wenn Israel sich wehrt, ist das illegal. Israelis und die Juden im allgemeinen sollen sich wieder einmal mäuschenstill abschlachten lassen, damit nachher für einige Jahrzehnte wieder um tote Juden getrauert werden kann. Alles schon dagewesen, nur diesmal wird es an jüdischer Ruhe und Opferbereitschaft fehlen, auch wenn es heute Juden gibt, die das völlig angebracht finden – solange sie nicht selbst die Opfer sind. Durchgedacht wird diese Theorie der verbotenen Selbstverteidigung und Weigerung zwischen Angriff und Verteidigung zu differenzieren, zum Schluss führen müssen, dass sogar der Verteidigungskrieg der freien Welt gegen die Nazis von 1939 bis 1945 illegal war. Aber durchdenken liegt nicht drin, zu viele westliche Köpfe sind von Jihadistenfreunden, jüdischen und anderen, zu sehr verwirrt worden.

Wir leben in einer Welt, in der Werte auf dem Kopf gestellt werden. Jene Staaten, in denen Menschrechte ein Fremdwort ist und die Kriegsverbrechen zum Alltag gehören, sitzen zu Gericht über einen Staat, der sich (leider nur) militärisch erfolgreich verteidigt. Aus diesem Grunde möchte ich hier einige sehr unschöne Bilder zeigen, die, völlig ohne Bezug zu Israel, den kulturellen Betrieb in den in der UNO und vor allem in dessen Menschenrechtsrat tonangebenden islamistischer Staaten präsentiert und ihre Berechtigung, sich als Paragone der Menschrechte zu präsentieren unterstreicht.

Viele meiner Freunde und Bekannten im In- und Ausland können nicht akzeptieren, dass Staaten der westlichen Welt (das ist nicht geographisch gemeint, wie es mitunter von einfacheren Gemütern verstanden wird), die sich als vernunftbetont, aufgeklärt, echt-demokratisch, humanistisch sehen, dass Teile der heutigen Welt es vorziehen politischen und religiös reaktionäre Staaten, die zum Teil eine entsetzlich faschistische Innenpolitik tödlicher Repressionen ausüben und aussenpolitisch den jihadistischen Terror fördern, zu tolerieren. Bundesrätin Calmy-Rey geht da mit bestem Beispiel voran und prostituierte sich gegenüber Islamisten, wie dem schlauen Clown Ghaddafi und dem selbsternannten Erben nazistischer Ideologie Ahmedinejad. In arabischen islamistischen Staaten, aber auch in anderen Diktaturen werden Dissidenten gnadenlos verfolgt, fürchterlichste Strafen gemäss falsch, dafür politisch ausgelegter Schariahgesetze ausgeführt. Im Iran wurden und werden Kinder exekutiert, Menschen gesteinigt, gehängt, verprügelt und verunstaltet, in Saudiarabien werden für Nichtigkeiten Hände, Füsse und Köpfe entfernt und der Scharfrichter von westlichen Medien interviewt. Im Sudan wurden und werden hunderttausende im Namen Allahs verfolgt und getötet, weil sie schwarz oder einfach keine Muslime sind. Frauen werden in diesen Ländern – das beinhaltet leider auch die arabische Gesellschaft Israels sowie Palästinas - unterdrückt und im Namen der Familienehre und anderen Ausreden ermordet. Das sind keinesfalls Einzelfälle, sondern alltägliche Vorkommnisse. Aber kein westlicher Hahn kräht danach, der UNO-Menschenrechtsrat beschäftigt sich fast ausschliesslich mit Israel, das mit seinem westlichen Lebensstil und seiner freien Gesellschaft der Juden, Araber und anderer Minderheiten im Vergleich zu seinen Nachbarn ein Paradies ist. Dann wundern sich viele, warum Israel sich zur Verteidigung auf terroristische Angriffe – ob der Angreifer seinen Staat vertritt oder ein selbstständig agierender, vom Iran protegierter Terrorverein ist, ist dabei nicht von Interesse, denn tödlich sind sie beide.

UNO-Gremien ignorieren den herrschenden Islamofaschismus, haben „Verständnis“ für islamistischen und palästinensischen Terror und machen – wie im UNO-Menschenrechtsrat – Böcke zu Gärtnern. Der Westen versucht sich hilflos vor Terror zu schützen und sucht den Dialog. Ein Hund, der Menschen angreift und zerfleischt, wird von Staates wegen getötet. Terroristen, die dasselbe tun, versucht man zu beschwichtigen oder ignoriert ihre Verbrechen und sucht einen Sündenbock.

Das, liebe Freunde, macht uns zu schaffen. Wir wissen, dass „sogar“ Israel, seine Armee und seine Gesellschaft nicht perfekt sind und nicht wenige Fehlleistungen erbringen – wie jeder andere Staat auch. Nur sind diese Fehlleistungen, der geographischen Lage Israels wegen, gelegentlich aber nicht immer, blutiger als in westlichen Ländern. Umsomehr verstehen wir nicht, warum in der UNO die fürchterlichsten und wirklichen Verbrechen aus jihadistischen Staaten und davon unabhängigen Kreisen vom Mittelmeer bis zum Hindukusch und deren Fans und Freunde unter den Teppich gekehrt werden, während der Israel-Palästina Konflikt zu einem grotesken Stellenwert empor stilisiert wird. Auch wir linken Vertreter des vernünftigen israelischen Friedenslagers grübeln darüber nach, wie dieser Zustand entstehen konnte und was dagegen getan werden kann.

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