Dienstag, 23. Februar 2010

Aktuelles

Theodor Herzls hundertfünfzigster Geburtstag feiern – wer ist dagegen?

Von Roger Guth, meinem lieben Freund und Zionismusveteran seit der Vorkriegszeit, wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass Herzl dieses Jahr seinen 150. Geburtstag feiert. Ich gratuliere und möchte im weiteren Rogers eigene Worte verwenden, denn es ist wichtig gelegentlich den Begründer des politischen Zionismus in Erinnerung rufen.

Hier bitte Auszüge aus Roger Guths Brief:

"In Basel habe ich den Judenstaat gegründet" schrieb 1897 Theodor Herzl in sein Tagebuch. Derselbe Satz wurde zu dessen 100. Geburtstag auf einer Sonderseite der Basler National-Zeitung hervorgehoben, bekanntlich eine der beiden Vorgängerinnen der BAZ. Ein grosses internationales Publikum fand sich damals zur Feier eines Gedenktages an historischer Stätte in Basel ein. Der Regierungsrat von Basel-Stadt zeigte erneut seine volle Sympathie, wie schon 1897 und bei jedem der 9 weiteren in Basel abgehaltenen Zionisten-Kongresse. Als damaliger Präsident der 1897 gegründeten Zionistischen Vereinigung Basel war ich verantwortlich für die lokale Organisation der Festlichkeiten, die schriftlich vom damaligen ZWO-Präsidenten Zalman Shazar eingehend und persönlich verdankt wurden.

Aber da besteht doch wohl berechtigte Hoffnung, dass der 150. Geburtstag von Theodor Herzl zum Anlass genommen wird, um das positive Ergebnis seiner Vision und Aktivitäten zu beleuchten, jedenfalls manchenorts. Es bietet sich immerhin Gelegenheit zum Aufzeigen wie aus brachliegendem Wüstengebiet ein fruchtbares Land entstehen konnte, bereichert von einer wertvollen Industrie, die für ihre jüdischen und arabischen Einwohner Arbeitsplätze schuf. Ein Land, das endlich Ruhe für so viele bedeutete, die eine elende Zeitperiode überleben konnten.

Roger hat völlig recht, dieser Geburtstag muss von Zionisten in aller Welt und auch nichtjüdischen Freunden Israels wahrgenommen und gefeiert werden. Ich werde darauf noch zurückkommen und erwarte gewisse Festlichkeiten nicht nur in Israel, sondern auch durch die Schweizer SIG und deren Mitgliedgemeinden, der JLG und auch Freundschaftsverbänden wie die Gesellschaft Schweiz-Israel und ihren sympathischen Mitgliedern.

Tennis schadet dem Terrorismus

Das verdiente Ende eines Terroristen bringt die Welt in Wallung. In Dubai wurde eine Hamasgrösse von, nach Fotos zu beurteilen, Tennisspielern umgebracht. Doch statt sich darüber zu freuen, denn nun gibt es immerhin einen Judenhasser weniger, wird Israel angeklagt, nicht nur einen freundlichen Terroristen umgebracht, sondern dazu auch – und das wiegt tausendmal schwerer – gefälschte englische, deutsche, französische und andere Pässe benutzt zu haben. Vielleicht war es der Mossad, vielleicht aber hat ein anderer, ebenso brillanter Geheimdienst, diesen Dienst für die Menschheit vollbracht. Gott weiss es bestimmt, wird aber nichts verraten. Betroffen macht höchstens das Setzen der Prioritäten durch die Medien und die durch diese verursachte Aufregung, die mit der bisher unbewiesenen Anklage Israels für einen Akt der Schädlingsbekämpfung. Statt sich öffentlich zu freuen und meinetwegen den Ausführenden dieses Aktes zu gratulieren, lässt man sich wiederum zu einer unfreundlichen, durch Angst vor dem Jihadismus und seiner Brutalität motivierten unbewiesenen Anklage an Israel hinreissen. Man kann darüber streiten, ob solche Aktionen sinnvoll sind, aber um einen fanatischen Judenhasser und Judenmörder ist es nie schade. Auch sollte es nicht vorwiegend um Rache gehen, denn wenigsten vorläufig noch, gibt es für jeden aus dem Verkehr gezogenen Terroristen innert kurzer Zeit einen Nachfolger. Ausnahmen wie zum Beispiel dem Hisbollah-Mordgenie Imad Mughniyah oder dem üblen Rollstuhlfahrer Scheich Yassin sind leider nicht selten. Doch erstens ist es um diese Leute nicht schade und zweitens schadet es nicht, wenn sie wissen, dass man sie überall erwischen kann, sei es durch den Mossad oder einem Konkurrenzunternehmen.

Die Groteske

In Gaza herrsche Not, die Leute hätten nichts zu essen, die Infrastruktur sei kaputt und ähnliches ist zu hören und zu lesen. Die von der UNO und westlichen Ländern gespendeten Milliarden sind verschwunden, versickert im Wüstensand und bei Waffenhändlern – keiner will wissen wohin. Objektive Leute, die sich nicht von palästinensischen Propagandisten an der Nase herumführen lassen, kaufen diese, falls es sie gibt, selbstverursachte Not der Hamas nicht ab. Sogar dann nicht, wenn man ihnen sorgsam zu PR-Zwecken gepflegte offene Kanalisationen und ähnliches zeigt. Darum ist die Nachricht, dass Gazaner heute ihre Gelder in Israel investieren können nur eine Überraschung für blauäugige Gutmenschen, die das bestimmt und traditionell völlig uninformiert abstreiten werden.

Eine palästinensische Predigt (in Deutsch)

Mit diesem Link öffnen sie eine deutsche Übersetzung von Memri einer kürzlich gehaltenen Freitagspredigt in Palästina. Hier der Vorspann:

Offizielle Freitagspredigt der Palästinensischen Autonomiebehörde: ‚Die Juden sind die Feinde Allahs […] Unsere gegenseitige Feindschaft mit ihnen beruht mehr auf Glaubensfragen, als auf Angelegenheiten wie der Besatzung oder dem Land'; 'Der Prophet Mohammed sagte: Ihr werdet die Juden bekämpfen und ihr werdet sie töten'; 'Dieses Land wird nur durch den Dschihad befreit werden'

Obwohl der Konflikt zwischen den Palästinensern und Israel eigentlich ein Streit über Immobilien ist, besteht eben auch eine starke und wachsende religiöse Komponente – auf beiden Seiten. Der Unterschied liegt im Masse der Heftigkeit solcher Gefühle. Der islamische Hass der arabischen Welt auf uns Juden ist ungleich stärker als jüdische „Hass“ auf die arabische Welt – und er wächst. Zwar gibt es Rabbiner, die ähnlich Unsauberes von sich geben, aber die massive Mehrheit der Israelis lehnt diesen Unfug ab. Die hier präsentierte Predigt zeigt und begründet einen Teil der israelischen Vorsicht im Umgang mit Friedensverhandlungen und deshalb empfehle ich deren Lektüre.

New Israel Fund (NIF)

Zurzeit wird der New Israel Fund weltweit angefeindet und angegriffen. Man wirft ihm vor „israelkritische“ Organisationen zu unterstützen, darunter auch solche, sogar jüdische, die die Existenz Israel völlig ablehnen. Die den NIF anklagenden Rechten scheinen etwa hysterisch zu sein. Ich finde es gut, dass es neben traditionellen zionistischen Gruppierungen, die heute für meinen Geschmack zu nationalistisch geworden sind und blind alles unterstützen, das Rechts stehende israelische Politiker anrichten, auch kritische, aber vernünftige Gruppen unterstützt werden. Als jemand, der als Delegierter an verschiedenen Kongressen der Jewish Agency teilgenommen hat, sitzen mir vergangene Eindrücke noch immer in den Knochen – wie etwa den hysterischen Jubel, den man Bibi Nethanyahu und Limor Livnat entgegenbrachte, als sie ihre Lügen vor den Delegierten des Kongresses zum besten gaben, dem ein Pfeifkonzert und demonstratives Verlassen des Kongressraums beim Referat des „Linken“ Yossi Sarid kontrastreich gegenüber stand.

Vor kurzem sprach ich mit einem Schweizer Vertreter des NIF, den ich um Unterstützung für unsere Kunstgalerie und Sozialwerk in Umm El-Fahm bat. Als ich erzählte, dass der arabische Gründer und Leiter der Galerie, Said Abu-Shakra, ein pensionierter hoher israelischer Polizeioffizier sei, der gegen Jugendkriminalität und Drogen kämpfte, hörte ich (sinngemäss), dass es schwer sein werde, einen israelischen Araber zu unterstützen, der bei der israelischen Polizei gewesen sei und dann noch als höherer Offizier. Ich war entsetzt über eine solche anscheinend „politisch korrekte“ Einstellung. Said Abu-Shakra trug mit seiner Polizeiarbeit (die eigentlich mehr Sozialarbeit war) wesentlich mehr für den Staat bei, als jeder "Israelkritiker", der aus dem sicheren Ausland mit fehlendem Sachverstand Israel kritisiert .Said erfüllte seine Pflicht als israelischer Bürger auf wirklich demokratische Art und Weise und tut es heute, in seiner Tätigkeit als Galerist, noch weit mehr. Das Bild eines israelischen Arabers, der seine Bürgerpflicht tut, der Versöhnung lebt und statt über die (bestehende) Benachteiligung der arabischen Bürger zu klagen, positives dagegen tut – das scheint nicht in die Sichtweise des armen Arabers (dem Eingeborenen) in Israel zu passen, das sich die weltweite extreme Linke zurechtgelegt hat. Saids Motto „tun statt jammern“ entspricht nicht der Auffassung israelkritischer Gutmenschen, ist ihnen vielleicht politisch nicht korrekt genug. Der Rassismus dieser Leute verlangt, so scheint mir, einen hilflosen „Eingeborenen“, den man hätscheln kann, der dankbar ist und nicht einen selbstbewussten, für sich selbst verantwortlichen Menschen, der alles tut, um auf gleicher Augenhöhe mit seinen Mitmenschen zusammenzuleben und selbstständig zu agieren.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo aus Berlin!
Vielen Dank für Ihre Arbeit und diesen Blog! Hier in Deutschland entbrennt die Debatte über Israel wieder - Antisemiten werfen Zionisten Rassimus vor, eine pro-israelische Chistenfraktion spricht bei jeder Kritk voreilig und impulsiv über Anitsemitismus - das haben sie sicherlich schon mitbekommen - zumindest unter der warmen Sonne in Israel und nicht bei der eisigen Kälte in Berlin!
Ihr Blog ist wichtig und gut, weil sie zeigen wie Kritik am Eigenen und am Anderen erfolgen kann, ohne dass es wie ein Grabenkampf aussieht. Ich werde diese Seite Freunden u. Bekannten weiterempfehlen.
Rassismus, Antisemitismus, Sexismus unterliegen immer der gleichen Struktur. Man kann nicht als aufgeklärter Menschenfreund gegen das eine kämpfen und dann das andere als Nebenwiderspruch dulden. Das müssen vor allem auch all diejenigen, die gerne die Kritik von Juden über Israel für ihre eigenen antisemitischen Tiraden zunutze machen auch verstehen! Ich finde Kritik am Eigenen ist eine bessere Konflikt-Lösungsstrategie als immer die Anderen negativ zu brandmarken, um damit das kollektive und persönliche Selbstbild positiv zu stilisieren. Das zumindest sage ich meinen muslimischen Zeitgenossen immer wieder.
Viva Israel!
Berfin (eine säkulare Muslimin, die derzeit zu viele Blogs zum Thema Israel,Antisemitismus u. Islamophobie liest.)

Paul Uri Russak hat gesagt…

Danke "Berfin". Uri