Sonntag, 7. März 2010

In aller Höflichkeit, Broder

Der Henryk M. Broder hat wieder mal einen Brief geschrieben, den es mich fast schon pathologisch drängt weiterzugeben. Er haute mich um. Er ist in seiner Höflichkeit einmalig und an eine Macherin der neonazistischen NPD Partei im deutschen Chemnitz gerichtet, die seinen Vortrag über alle Massen lobt und fast schon philosemitisch tönt, so hatte es ihr der Broder angetan, obwohl sie nicht einmal am Anlass teilgenommen hatte. Der Auslöser von Broders wundervoller Antwort ist in dem im Brief zu findenden Link zu finden. Broders Brief, völlig hochachtungsfrei geschrieben, bringe ich so wie er ist, eins zu eins, inklusive Kleinschreibung. Also, hier bitte:

Henryk M. Broder
frau köhler,
im pressedienst der halbkriminellen vereinigung, der auch sie angehören, war gestern zu lesen:
“Chemnitzer NPD-Stadträtin applaudiert Broders Überfremdungskritik”.
(http://www.npd-sachsen.de/index.php?s=9&aid=700)
sie waren bei meiner lesung nicht dabei. dafür bin ich ihnen dankbar. allein die vorstellung, im selben raum mit ihnen zu sein, lässt mir das essen von gestern hochkommen. ihre abwesenheit hat sie freilich nicht davon abgehalten, sich zu meinem auftritt zu äußern. nach der lektüre ihres statements könnte man sich fragen, ob sie dumm oder bösartig sind. ich finde, sie sind beides.
das wort “überfremdung” gehört zu ihrem vokabular, nicht zu meinem. es ist weder während der lesung noch in der anschliessenden diskussion gefallen. ich habe weder implizit noch explizit gegen diejenigen “gewettert”, die in ihren kranken phantasien die hauptrollen spielen, also ausländer, migranten und
andere nicht-deutsche.
und ich sage es ihnen gerne noch einmal, so klar und unmissverständlich, dass es sogar ihr bezopftes spatzenhirn begreifen sollte: wenn es die möglichkeit gäbe, sie und das rechtsradikale pack, das sie repräsentieren, gegen ausländer - egal welcher provenienz - auszutauschen, würde ich mich sofort dafür aussprechen.
ob sie meine bücher gelesen haben, weiß ich nicht. es ist mir auch wurscht. selbst wenn sie es getan haben, haben sie nichts verstanden. meine forderung nach mehr intoleranz richtet sich nicht nur gegen die terrorversteher von links, sie richtet sich auch gegen das gesindel, das ihre politische heimat ist.
ich habe in chemnitz meine bewunderung und meinen respekt für die dresdner bürger artikuliert, die am jahrestag der bombardierung den öffentlichen raum
besetzt und der npd den weg versperrt haben. ich habe auch angeregt, dass alle bürger mit migrationshintergrund - vom türkischen müllfahrer bis zum indischen arzt - einen tag lang streiken, um der fremdenfeindlichkeit die grundlage zu entziehen. das alles sind nicht ihre positionen.
dass sie sich nun hinter einem “jüdischen leitintellektuellen” verstecken, zeugt nur von ihrer schamlosigkeit im umgang mit dem, das sie irrtümlich für politik halten. es ist aber nur die pflege von ressentiments. für ihre versuche, jemand zu finden, der ihre schweinereien für koscher erklärt, stehe ich nicht zur verfügung.
wenn sie es noch einmal machen, komme ich bei ihnen vorbei und ziehe ihnen die zöpfe lang.
versprochen und grusslos
b.


Ich danke Amos Stern für diesen Tipp. Eins bleibt mir allerdings unklar: Was ist denn ein bezopftes Spatzenhirn? Und noch etwas - wo bleibt der schweizerische Broder? Hat niemand den Mut, höflich oder nicht, sich öffentlich und durchschlagend mit dem Antisemitismus, dem Jihadismus und andere die Freiheit bedrohenden Phänomenen der heutigen Tage unapologetisch auseinanderzusetzen?

Im übrigens möchte ich jene wenige meiner Tagebuch lesenden Freunde, die es noch nicht geschafft haben, bitten die Petition „Gegen eine stete unausgewogene, verzerrte und tendenziöse Darstellung des Nahostkonfliktes durch das Schweizer Fernsehen“, von meinen Freunden Beatrice Bisang (Schweiz) und Roger Guth (Israel) lanciert, zu unterschreiben. Sie ist es wert, auch wenn es jüdische Schweizer zu geben scheint, so verstehe ich es auch einigen Zuschriften an meine Adresse, die sich davor fürchten. Nichtstun ist, auch wenn noch so fantasievoll begründet, in diesem Fall, wie in anderen Fällen, in denen es um Antisemitismus geht, der falsche Weg. Duckmäuser mag ich nicht besonders, jüdische schon gar. Immerhin, vorhin zählte ich im Internet schon 668 Unterschriften, dazu werden noch die vielen in öffentlichen Stellen aufliegenden Unterschriftlisten kommen – die Zahl derer, die mutig ihre unapologetische Meinung kundtun, beeindruckt schon jetzt und übersteigt die kühnsten Erwartungen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
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Anonym hat gesagt…
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Alexander Scheiner hat gesagt…

Hallo Uri,
Herr Marty lebt seit 2004 als Korrespondent in Israel. Seitem hetzt und keift er gegen Israel und damit eben auch gegen Juden.
Auch seine Mimik während seinen antiisraelischen Berichten spricht Bände. Wäre er doch nur Korrespondent im Iran oder im Libanon. Ich erschiesse ihn nun rein virtuell mit Rossbollen.