Dienstag, 30. November 2010

Ein Lob für Wikileak

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"Im Vergleich zum Warschauer Ghetto ist Gaza ein Club Med" (Henryk M. Broder anlässlich der Verleihung der Ludwig-Börne-Medaille 2010 für Marcel Reich-Ranitzky)

Wahrheiten kommen früher oder später ans Licht, sei es durch ehrliche (wenn auch taktlose) Menschen wie Broder, der politische Korrektheit verabscheut oder durch so genanntes „leaking“, also was gerade in diesen Tagen dank Wikileak Zeitungsseiten füllt. In der heutigen Herald Tribune waren es gestern vier volle Seiten, heute drei. Ähnlich in Haaretz.

Wahrheiten kommen früher oder später ans Licht, sei es durch ehrliche (wenn auch taktlose) Menschen wie Broder, der politische Korrektheit verabscheut oder durch so genanntes „leaking“, also was gerade in diesen Tagen dank Wikileak Zeitungsseiten füllt. In der heutigen Herald Tribune waren es gestern vier volle Seiten, heute drei. Ähnlich in Haaretz.

Ich habe beschlossen, dass diese Enthüllungen gut für Israel sind. Sie verändern westliche Wahrnehmungen zum Krisenherd Naher Osten, Wahrnehmung die bisher grundsätzlich und mehrheitlich von Vorurteilen, falschem Mitleid für vermeintliche Opfer und schlichtem Judenhass – heute Israelkritik genannt – beruhten. Wer in den heute offen daliegenden Details internationaler Politik wühlt findet Beispiele, in denen wenig Neues zu finden ist, aber von „israelkritischen“ Kreisen ignoriert, ja als Fälschung betrachtet oder gar als israelische Manipulation und Verschwörung gesehen wurde. Jetzt haben wir’s aus neutraler Sicht, direkt von der Quelle:
  • Dass Iran ununterbrochen Waffen an Hisbollah schmuggelte und noch schmuggelt. Hamas transportiert Waffen und seine Terroristen in Ambulanzen, ein Verstoss gegen die Gesetze. Israel wird angeklagt solche Ambulanzen beschossen zu haben – jetzt wissen wir via Wikileak warum. Auch können wir lernen, dass die UNO-Truppen im Libanon völlig ineffizient sind und Schmuggelaktivitäten in keiner Hinsicht unterbinden, auch wenn die US-Regierung Iran, Syrien und Hisbullah beschuldigt sämtliche Waffenstillstandabkommen zu brechen.
  • lsraels Regierungen haben bei diplomatischen Treffen wiederholt klargestellt, dass sie für eine Zweistaatenlösung sei, aber die Palästinenser ihrem Ziel der Zerstörung Israels nie abgeschworen hätten. Das hat mit Nethanyahus politischen Wünschen absolut nichts zu tun – diese Einsicht bestand schon zu Zeiten Rabins.
  • Arabische Staaten liegen den USA seit Jahren damit den Ohren, dass die iranische Gefahr oberste Priorität habe, sie schlugen den USA auch schon einen Angriff auf Iran vor, um die Atomgefahr zu liquidieren. All das ohne irgendwelche Bedingungen und Zusammenhang mit Israel. Das in völligem Gegensatz zur bisherigen offiziellen Versionen, dass die Lösung des israelisch-palästinensische Konflikts Grundbedingung für eine friedliche Lösung aller Mittelostprobleme – vor mit dem Iran – sei. Die arabischen Staaten sorgen sich zu allererst um ihr eigenes Überleben und vor Allem dem Machterhalt ihrer Herrscher. Die Drecksarbeit, die militärische Erfüllung ihrer Wünsche, überlassen sie aber gerne andern. Die USA oder Israel sollen ihnen die Kohle aus dem Feuer holen.
  • Israel warnte die USA, dass Irans Nukleararsenal die Region destabilisieren würde und nicht nur als Angriffsmittel auf Israel gedacht war. Dabei möchte ich an die Behauptung von Arnold Hottinger in einem Briefwechsel mit mir (http://journal21.ch/gastkommentar-3) erinnern, in dem er tatsächlich behauptete, Israel habe die Mär des Israel- und Judenhasses Ahmedinejads in die Welt gesetzt. Auch westliche „Fachleute“ sind vor krankhaften Verschwörungstheorien arabischen Stils nicht gefeit.
  • Iran und Nordkorea rüsteten Iran mit Langstreckenraketen aus, die sich heute bei Hisbullah befinden.
  • Regierungsstellen betrachten die heutige Türkei als islamistisch – auch wenn offiziell daran festgehalten wird, die Türkei werde von einer zentristischen Regierung geführt wird, die nichts als demokratische Reformen wolle.
  • Die USA ignorierten wiederholt Bitten der israelischen Regierung, den Tunnelschmuggel militärischer Ausrüstungen in Gaza zu unterbinden.

Wie Barry Rubin schreibt, teilen sich die Wikileak-Dokumente in zwei total verschiedene Arten:

  1. Nachrichtendienstliche Berichte von Quellen, die in keiner Weise genau sein müssen, ja total neben den wirklichen Fakten liegen können. Wenn z.B. berichtet wird, ein iranischer Führer habe Krebs, heisst das nur, dass eine Quelle das gesagt hat, es aber es braucht aber nicht zu stimmen.
  2. Berichte über Sitzungen und Diskussion sind akkurat, sie wiedergeben die politische Meinung eines Offiziellen.
Die Wikileak-Enthüllungen können Wahrheiten offen legen. Wie weit das die internationale Öffentlichkeit sehen will, wollen wir abwarten. Denn, so Goethe, „Es verdriesst die Leute, dass die Wahrheit so einfach ist“.

Der deutsche Zitatenlieferant Peter Sirius sagte: „Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert“. Statt Irrtum hätte er Lüge sagen können. Daher nochmals: seien wir geduldig.

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